Kurfürstentum

1636 machte Herzog Georg zu Braunschweig-Lüneburg Hannover zu seiner Residenzstadt.

 Goldenes Tor in den Herrenhäuser Gärten

Mitten im Dreißigjährigen Krieg, aber vielleicht auch aus dem Grund, dass diese Stadt allen kämpferischen Wirren getrotzt hatte und nicht ein einziges Mal eingenommen worden war wurde Hannover 1636 zur Residenzstadt. Heute haben wir, wenn wir ans barocke Zeitalter zurückdenken, vor allem das Universalgenie Gottfried Wilhelm Leibniz und die barocke Gartenanlage von Herrenhausen im Kopf. Doch die kundigen Zeitgenossen in ganz Europa kannten Hannover auch aus musikalischen Gründen.

Schon Herzog Georg ließ eine Schlosskapelle errichten. Zu den am Hof tätigen Musikern zählte kurzfristig auch der bis heute bekannte Komponist Heinrich Schütz. Ein weiterer, den Zeitgenossen bekannter Name war Francesco Corbetta, ein Gitarrist der Anfang der 1650er Jahre am hannoverschen Hof weilte.

Eine enge Verbindung zum musikalisch führenden Italien ergab sich durch den späteren Kurfürsten Ernst August, der 1679 die Regierung übernahm, ohne eine Leidenschaft aufzugeben: Einmal im Jahr, zur Karnevalszeit, reiste er mit großem Hofstaat nach Venedig, entflammt vor allem für die venezianische Oper. Diese Aufenthalte waren allerdings so kostspielig, dass man in den Landesständen eine Alternative genehmigte – und Hannover mit ihr musikalisch ins europäische Rampenlicht brachte: Am 31. Januar 1689 wurde ein Opernhaus nach venezianischem Vorbild eröffnet, angegliedert ans Leineschloss, mit einem Platzangebot für 1.300 Besucher.

Das Amt des herzoglichen Hofkapellmeisters übernahm 1688 der in Venedig und Paris geschulte Agostino Steffani. Zur Eröffnung steuerte er ein Werk bei, das welfische Traditionen betone und den Titel "Enrico Leone" trug. Damit ist niemand anderer bezeichnet als der legendäre mittelalterliche Welfe Heinrich der Löwe.

Steffani bekam einen weltbekannten Nachfolger, denn 1710 wurde Georg Friedrich Händel zum Hofkapellmeister berufen. Er tauschte allerdings zwei Jahre später seinen Wirkungsort und wechselte von der Stadt an der Leine in die Stadt an der Themse. Hier wirkte er dann zeitlebens für das Welfenhaus, dass ihm schon im Jahre 1714 als Königshaus nachfolgte.