Infektionsforscherin erhält Preis: Der mit 300.000 Euro dotierte "Ernst Jung"-Preis für Medizin geht in diesem Jahr an die Mikrobiologin Emmanuelle Charpentier.
Die Französin hat an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) eine "Alexander von Humboldt"-Professur inne, gleichzeitig leitet sie die Abteilung "Regulation in der Infektionsbiologie" am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Mit der Auszeichnung – einem der höchstdotierten Medizinpreise Europas – würdigt die Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung in Hamburg die Forschungsarbeit der Wissenschaftlerin.
Abschaltung oder Korrektur fehlerhafter Gene
Die 46-Jährige ist laut MHH eine der Entdeckerinnen des CRISPR-Cas9-Systems, einem biotechnologischen Werkzeug, das zum gezielten Editieren von Erbmaterial eingesetzt werden könne. Schon eine leicht veränderte Zusammensetzung eines Gens könne dazu führen, dass für den Körper lebenswichtige Proteine ihre eigentliche Funktion verlieren – und schwerwiegende Krankheiten wie bestimmte Erbkrankheiten oder Infektionskrankheiten wie Aids entstehen. Eine vielversprechende Lösung zur Behandlung solcher Krankheiten ist laut MHH das CRISPR-Cas9-System: Dieses Werkzeug ermögliche die zielgerichtete Abschaltung oder auch Korrektur fehlerhafter Gene.
"Ernst Jung"-Preis
Der "Ernst Jung"-Preis für Medizin wurde 1976 zum ersten Mal vergeben. Ausgezeichnet werden Arbeiten im Bereich Humanmedizin, die von besonderer klinischer Relevanz sind und zu einer Umsetzung in neue wirksame Therapieansätze führen können. In der Regel wird die Auszeichnung jedes Jahr an zwei Wissenschaftler verliehen.
Mehrfach ausgezeichnet
Für ihre Forschung wurde Charpentier bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem im November 2014 mit dem "Breakthrough Prize in Life Sciences", eine von Google-Mitbegründer Sergey Brin und Facebook-Erfinder Mark Zuckerberg ins Leben gerufene Auszeichnung. Der Ernst Jung-Preis wird am 8. Mai 2015 in Hamburg verliehen, die Preisträger werden traditionell am Todestag des Hamburger Unternehmers und Stiftungsgründers Ernst Jung am 8. Januar bekannt gegeben.