TiHo

Petrischale statt Tierversuch

Forscher der Tierärztlichen Hochschule entwickeln ein System, um den Einfluss giftiger Substanzen auf die Hirnentwicklung zu testen.

Tests an Nervenzellen sollen zukünftig helfen, Zeit und Kosten zu sparen und Tierversuche zu vermeiden.

Beeinträchtigen Medikamente und Chemikalien aus der Umwelt die Entwicklung des menschlichen Gehirns im Mutterleib? Zur Beantwortung dieser Frage waren bisher Tierversuche in großem Umfang erforderlich. Für den Test einer neuen Substanz auf die Gehirnentwicklung im Mutterleib ist eine ist eine sehr hohe Zahl an Versuchstieren erforderlich, etwa 140 Muttertiere und 1.000 Jungtiere, und die Auswertung der Daten dauert bis zu 12 Monate. Diese Prüfungsmethoden sind nicht nur aus Tierschutzgründen kritisch, sie fordern auch einen hohen personellen Aufwand und sind kostspielig. Außerdem lassen sich die an Nagetieren gewonnenen Daten nicht immer eins zu eins auf den Menschen übertragen.

Test in "Petrischale"

An der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) hat ein Forscherteam um PD Dr. Michael Stern aus der Arbeitsgruppe Zellbiologie unter der Leitung von Professor Dr. Gerd Bicker eine neue Methode entwickelt, mit der solche Substanzen auf Zellkulturbasis überprüft werden können. Sie ahmen damit die Entwicklung der Fötushirnzellen nach. Um zu testen, ob eine Substanz schädlich für die Hirnentwicklung ist, geben die Wissenschaftler sie in unterschiedlichen Konzentrationen zu den sich entwickelnden Zellen.

Automatisierbares Testsystem

Um die Methode im größeren Maßstab anwendbar zu machen, haben die Wissenschaftler ein automatisierbares Testsystem etabliert. Dazu kultivieren sie die Zellen in unterschiedlichen Konzentrationen der zu testenden Chemikalie. Während sich die Zellen zu Hirnzellen entwickeln, überprüfen die Wissenschaftler, ob sie dabei durch den Stoff gestört werden.

Labor statt Tierversuch

Professor Dr. Gerd Bicker sagt: "Der Test kann in Zukunft zur Vermeidung von Gesundheitsschäden bei Menschen beitragen – mit einem vertretbaren Aufwand und ohne den Einsatz von Versuchstieren." Für eine industrielle Anwendung muss jetzt als nächstes die Validierung bei der zuständigen EUBehörde ECVAM vorbereitet werden. Die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover setzt sich seit langem für die Verringerung von Tierversuchen ein. Stern und Bicker sind Mitglieder des 2009 gegründeten Zentrums für Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch der TiHo.