Das Kuratorium der HANNAH ARENDT TAGE wählt jährlich ein aktuelles Problem aus politischen und gesellschaftlichen Themenfeldern aus.
Mit den seit 1998 stattfindenden Hannah-Arendt-Tagen erinnert Hannover an die 1906 in Linden geborene, bedeutende Tochter der Landeshauptstadt. Initiator war Prof. Dr. Detlef Horster von der Leibniz Universität Hannover, Oberbürgermeister a.D. Herbert Schmalstieg und Kulturdezernent a. D. Harald Böhlmann unterstützten die Idee. Seitdem findet die Veranstaltungsreihe jährlich um den Geburtstag (14.10.1906) der großen, deutsch-amerikanisch jüdischen Politiktheoretikerin statt. Ein Kuratorium mit Mitgliedern aus Wissenschaft, Politik, Kunst, Stiftungen und Verwaltung wählt jährlich ein aktuelles Thema aus und stellt es einem breiten Publikum zur Diskussion. Vorsitzender der Kuratoriums ist Oberbürgermeister Belit Onay.
Über 20 Jahre HANNAH ARENDT TAGE in Hannover: Das sind auch über 20 Jahre intensiver Auseinandersetzungen mit politischen und gesellschaftlichen Fragestellungen. Mal standen globale Themen wie "Welthunger durch Weltwirtschaft?" im Mittelpunkt. Mal wurden mit der Veranstaltung "Tischgesellschaft der Zukunft" ganz ungewöhnliche Themen aufgegriffen. Von Anfang an bildeten die HANNAH ARENDT TAGE einen Begegnungsraum, in dem sich Menschen aus Politik, Wissenschaft, Stadtgesellschaft, Kunst und Literatur intensiv miteinander austauschen. Immer wieder konnten namhafte Persönlichkeiten wie z.B. die damalige CDU-Generalsekretärin und heutige Bundeskanzlerin Angela Merkel, der damalige Bundesminister des Auswärtigen und heutige Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier, der ehemalige EU-Kommissar Günther H. Oettinger, Daniel Cohn-Bendit (MdEP), Felicitas Hoppe oder Milo Rau sowie internationale Gäste wie Prof. Dr. Benjamin Barber (†) oder Prof. Dr. Seyla Benhabib als Redner*innen gewonnen werden.
HANNAH ARENDT TAGE richten sich auch ans junge Publikum
Seit kurzem richten sich die HANNAH ARENDT TAGE auch gezielt an ein junges Publikum. Zu den erprobten Vorträgen und Podiumsdiskussionen sind neue Akzente aus der Jugendkultur, wie Hiphop, Workshops und Videoclips hinzugekommen.
Im Einsatz für die Gesellschaft
Die wissenschaftliche Begleitung durch die Leibniz Universität Hannover wird seit 2003 von der VolkswagenStiftung gefördert. Ziel des Projekts "Political Science Goes Public" (Laufzeit 2017-2021), das von PD Dr. Franziska Martinsen vom Institut für Politische Wissenschaft der Leibniz Universität Hannover geleitet wird, ist es, das wissenschaftliche und publizistische Lebenswerk Hannah Arendts zu würdigen und einem breiteren Publikum bekannt zu machen. Hannah Arendt hat sich zeit ihres Lebens in die öffentliche Debatte eingemischt. Mit kontroversen Thesen äußerte sie sich zu gesellschaftlichen, politischen und moralischen Themenstellungen. Über ihr fachphilosophisches Wirken hinaus, das sich seit ihrem Tod im Jahre 1975 einer stetig zunehmenden weltweiten Rezeption und Weiterentwicklung erfreut, gab Hannah Arendt wichtige Impulse für die Reflexion der drängendsten Fragen der Nachkriegszeit, die bis heute aktuell sind. Hannah Arendts Beschäftigung mit den Auswirkungen von Antisemitismus, Rassismus oder der Diskriminierung und Verfolgung von Minderheiten in westlichen Demokratien, mit dem Schicksal von Flüchtlingen und Staatenlosen im modernen Völkerrecht sowie mit der Kernfrage nach dem Sinn von politischer Freiheit bietet eine Fülle an Anknüpfungspunkten für die derzeitige und zukünftige gesellschaftliche Auseinandersetzung.