Zehn Geheimnisse aus Hannover

Wie die steinernen Krokodile in die Südstadt gekommen sind

Zwei Krokodile hocken lauernd im Gebüsch vor einem mehrstöckigen Wohnhaus an der Alten Bult und starren halb grinsend halb zähnefletschend ahnungslose Passanten an. Jede dieser urzeitlichen Panzerechsen ist stattliche drei Meter lang und eigentlich sollten die beiden am Maschsee liegen. Tun sie aber nicht. Sehr mysteriös und irgendwie auch geheimnisvoll, oder?

So etwas hat nicht jeder in seinem Vorgarten.

Löwenbastion statt Krokodilbastion

Die beiden Riesenkrokodile sind buchstäblich steinalt: 1934 hat sie der Bildhauer Peter Schumacher aus solidem Sandstein gefertigt – ursprünglich sollten sie eine Aussichtsplattform am Maschsee bewachen, die heute unter dem Namen Löwenbastion bekannt ist. Doch statt der beiden Krokodile wurden dort 1938 zwei Löwen-Skulpturen aufgestellt, die der von den damaligen Nationalsozialisten favorisierte Bildhauer Arno Breker nach dem Vorbild des Braunschweiger Löwen angefertigt hat. Sie gaben der einer Verteidigungsanlage ähnelnden Bastion am südlichen Ende der Kaimauer des Maschsees schließlich ihren Namen. Aber warum liegen die beiden Furchteinflössenden Echsen nun im Vorgarten des Wohnhauses an der Lindemannallee 19?

Gartenschmuck statt Kunstdenkmal

Die Sache ist etwas verschachtelt: Der Eigentümer des schlichten Plattenbaus, ein gewisser Erich Cordes, war seinerzeit leidenschaftlicher Kunstsammler und hatte die beiden Krokodile aus dem Nachlass von Georg Greiser erworben. Der wiederum war ein vermögender Unternehmer aus Hannover, Gartenbau-Pionier und Kunstliebhaber. Nachdem der Krokodil-Entwurf nicht für die „Bewachung“ der Bastion am Maschsee ausgewählt wurde, beauftragte Georg Greiser den Bildhauer Peter Schumacher, sie als monumentalen Gartenschmuck auf seinem Grundstück in Dollbergen bei Hannover anzufertigen. Nach dem Tod von Georg Greiser wurden das Krokodil-Pärchen 1965 von Erich Cordes gekauft, der sie schließlich in den Vorgarten seines Mietshauses an der Lindemannallee bei der Alten Bult verfrachtete. 

Dort sind übrigens auch noch Überbleibsel von anderen alten Kunstwerken zu finden: Ein leerer Sockel etwa im hinteren Teil des Gartens, der früher einmal das Reiterstandbild des venezianischen Feldherrn Bartolomeo Colleonie trug oder abgebrochene Säulen, die im rechten Vorgartenstück scheinbar wahllos auf einem Haufen liegen.