Erinnerungskultur

Stadttafel für Claus Schenk Graf von Stauffenberg enthüllt

Der Geburtstag von Claus Schenk Graf von Stauffenberg jährt sich am 15. November zum 115. Mal. Dieses Datum hat die Stadt zum Anlass genommen, eine ihm zur Erinnerung gewidmete Stadttafel zu enthüllen. Sie wurde an seiner ehemaligen Wirkungsstätte, der Kavallerieschule Hannover (an der ehemaligen Reithalle, heute Eventlocation „Cavallo“), Dragonerstraße 34, angebracht.

Claus Schenk Graf von Stauffenberg

Bei einer Führung durch das Cavallo durch den heutigen Besitzer Andreas Stein wurde die ehemalige Kavallerieschule noch einmal in Erinnerung gerufen. Im Anschluss wurde im Vortrag „Claus Schenk Graf von Stauffenberg – Vom Befürworter des Nationalsozialismus zum Widerständler. Eine deutsche Nachkriegsbiografie“ von Prof. Rolf Wernstedt, ehemaligem Niedersächsischem Kultusminister und Landtagspräsident a.D., der Werdegang Stauffenbergs beleuchtet. Den Vortrag übernahm Dr. Jens Binner, Direktor des ZeitZentrums Zivilcourage.

Zur Biografie Stauffenbergs

Den meisten Menschen ist Claus Schenk Graf von Stauffenberg vor allem als Attentäter des 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler bekannt. Seine Biografie bietet jedoch auch Bezugspunkte nach Hannover: Bereits 1928 wurde er als Offiziersanwärter an der Kavallerieschule ausgebildet, im Jahr darauf, am 17. August 1929, bestand er hier die Offiziersprüfung. Von 1934 bis 1936 kehrte er als Bereiter-Offizier zurück an die Kavallerieschule Hannover. Während dieser Zeit lebte er mit seiner Familie im Wohnhaus Lister Kirchweg 37 (damals 21). Claus Schenk Graf von Stauffenberg ist eine Person der Zeitgeschichte, die in den vergangenen Jahrzehnten in Bezug auf seine Rolle und Bedeutung in der NS-Zeit unterschiedlich bis gegensätzlich bewertet wurde. Insbesondere war er zunächst ein Befürworter des NS-Regimes und entwickelte sich zu einem mutigen Gegner. Auch das persönliche Motiv Stauffenbergs für das Attentat auf Hitler wurde kritisch gesehen. Dies hat letztlich dazu geführt, dass sowohl in Fachkreisen, in der Verwaltung und auch in Ratsgremien immer wieder ergebnisoffen diskutiert wurde, ob und wie Stauffenberg passend gewürdigt werden kann. Letztlich hat auch die Debatte zum Konzept ZeitZentrum Zivilcourage (Mitmachen oder Widerstehen) dazu geführt, dass in Hannover heute von einem grundsätzlichen Konsens ausgegangen werden kann, dass über das gesamte Leben und Wirken Stauffenbergs sowohl als Unterstützer des NS-Regimes als auch Widerständler auf einer Tafel informiert werden soll.

Zur Geschichte der Stadttafel für Claus Schenk Graf von Stauffenberg

Die Anregung für die Tafel zu Ehren Carl Schenk Graf von Stauffenberg geht auf eine Initiative des Regionalhistorikers Wolfgang Leonhardt des Arbeitskreises Stadtteilgeschichte List zurück. Bis zur Realisierung der Stadttafel war es ein vergleichsweise langer Prozess. Denn neben den Diskussionen um die Biografie Stauffenbergs gestaltete sich die Suche nach einem geeigneten Ort für die Anbringung der Tafel schwierig. Der Stadtbezirksrat Vahrenwald-List hatte im Sommer 2019 zunächst beschlossen, dass sich die Verwaltung in Gesprächen mit dem Eigentümer des Hauses Lister Kirchweg 37 über die Möglichkeiten der Anbringung einer Stadttafel für Graf Stauffenberg verständigt. Der Eigentümer stand dem Projekt grundsätzlich positiv gegenüber, sah aber weder an der Fassade seines Hauses noch auf seinem Grundstück einen geeigneten Platz, um eine Tafel im üblichen städtischen Format anzubringen oder aufzustellen. Als Alternative wurde nach anderen Standorten für die Stadttafel mit historischem Bezug zur Biografie Stauffenbergs recherchiert und schließlich mit Zustimmung des Eigentümers Andreas Stein am heutigen Anbringungsort „Cavallo“, Dragonerstraße 34, gefunden. In seiner Sitzung am 10. Oktober dieses Jahres stimmte auch der Stadtbezirksrat Vahrenwald-List der Anbringung der Tafel an diesem Gebäude zu.

Stadttafeln in Hannover

Die hannoverschen Stadttafeln gibt es auf Initiative von Rudolf Hillebrecht. Sie sind Teil der Stadtgeschichte. Das aktuelle Stadttafelprojekt sieht neben dem Austausch beschädigter oder verschwundener der ursprünglich 134 Tafeln sukzessive auch die Anbringung neuer Tafeln im Stadtgebiet vor. Insgesamt soll eine Anzahl von rund 200 Tafeln erreicht werden. Dadurch werden in der Vergangenheit diagnostizierte Lücken gefüllt. Die neuen Stadttafeln sind 78 beziehungsweise 104 cm hoch und 52 cm breit. Sie sind mit historischen Bildern sowie Kurztexten in Deutsch und Englisch bedruckt.