Hannah Arendt

Wer war Hannah Arendt?

Eine Biographie der Theoretikerin und Publizistin.

Hannah Arendt

Hannah Arendt wurde am 14. Oktober 1906 in Hannover-Linden geboren. Nach ihrer Schulzeit in Königsberg studierte sie in Marburg, Freiburg und Heidelberg Philosophie, vor allem bei Martin Heidegger und Karl Jaspers, sowie Theologie und Altphilologie. 1928 promovierte sie bei Jaspers mit einer Arbeit über den Liebesbegriff bei Augustin. 1929 heiratete sie Günther Stern (Günther Anders), von dem sie sich 1937 wieder trennte.

Flucht aus Deutschland und Rückkehr nach Europa

1933 wurde Arendt wegen illegaler Tätigkeit für die "Zionistische Vereinigung für Deutschland" in Berlin verhaftet, aber nach kurzem Gefängnisaufenthalt wieder frei gelassen. Danach floh sie über Prag nach Paris, der ersten Station ihres Exils. In Paris beendete sie ihr Buch über Rahel Varnhagen. Arendt arbeitete u.a. für die "Jugend-Alijah" zur Rettung jüdischer Kinder. 1941 gelang ihr mit Heinrich Blücher, ihrem zweiten Mann, die Flucht in die USA.

1951 wurde Arendt amerikanische Staatsbürgerin. Sie arbeitete als Journalisten und übernahm Lehrtätigkeiten, wurde bekannt als Kolumnistin der deutsch-jüdischen Wochenzeitung "Aufbau", war als Lektorin des Schocken Verlags und als Geschäftsführerin der "Commission on European Jewish Cultural Reconstruction" tätig. 1949/50 bereiste Arendt Europa. Es kam zu einem Wiedersehen mit Jaspers, mit dem sie stets durch Briefwechsel verbunden war. Zudem kam es zu einer ersten Begegnung nach dem Krieg mit Heidegger, zu dem sie aufgrund seiner Parteinahme für die Nationalsozialisten nach 1933 den Kontakt abgebrochen hatte.

Autorin und Wissenschaftlerin

1951 erschien in den USA und Großbritannien ihr Buch "The Origins of Totalitarianism" (dt. 1955: "Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft"), das sie weltberühmt machte. Es folgten weitere Veröffentlichungen in englischer und deutscher Sprache zu Themen im Spannungsfeld zwischen politischer Theorie und praktischer Philosophie. 1958 erschien ihr Hauptwerk zu dieser Thematik: "The human condition" (dt. 1960: "Vita activa"). Im Auftrag der Zeitschrift "The New Yorker" verfolgte sie 1961 den Prozess gegen Adolf Eichmann. Das daraus entstandene Buch "Eichmann in Jerusalem" (1963) löste eine kontroverse Debatte aus. Nach jahrelanger Lehrtätigkeit als Gastprofessorin an verschiedenen amerikanischen Universitäten übernahm sie 1963 eine Professur für "Political science" an der University of Chicago und anschließend (1967) an der New School for Social Research in New York. Hannah Arendt starb im Alter von 69 Jahren am 4. Dezember 1975 in New York.

Auszeichnungen

Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielt sie 1959 den "Lessing-Preis" der Freien und Hansestadt Hamburg, 1967 den "Sigmund-Freud-Preis" für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, 1975 den von der dänischen Regierung verliehenen "Sonning-Preis" für Beiträge europäischen Kultur.

Das "Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V." wurde 1993 an der Technischen Universität in Dresden eröffnet, drei Jahre später (1996) entstand das "Hannah-Arendt-Zentrum mit Archiv" an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Die Stadt Bremen verleiht seit 1994 jährlich den "Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken".

Hannover erinnert mit den seit 1998 jährlich stattfindenden HANNAH ARENDT TAGEN an die große Tochter der Stadt.

Dank an Günter Magiera.