700 Jahre Narretei

Geschichte des hannoverschen Karnevals

Anlässlich des eigenen 125-jährigen Jubliäums im Jahre 2013 hat der Karnevalsverein Funkenartillerie Blau-Weiss (Döhren) einen Rückblick über 700 Jahre Narretei im Raum Hannover zusammengestellt.

Das 1903 von H. Breling aus Hannover gezeichnete Bild zeigt einen Narren an der Spitze des großen Festumzugs zum Schützenhoff von 1601, zu dem 67 Städte geladen waren. 1980 war dieses Bild ein Geschenk von Schützenbruder Jürgen Hoppe von der Schützenvereinigung Döhren v. 1861 e.V. an den damaligen Präsidenten der Funkenartillerie Blau-Weiß Rudolf Heise.

Hannover.de dankt dem Karnevalsverein Funkenartillerie Blau-Weiss für die Bereitstellung von Text und Fotos zur Geschichte des Karnevals in Hannover, die hier gekürzt wiedergegeben wird. Den kompletten Beitrag finden hier.

Anfänge

  • Die älteste Erwähnung der Fastnacht in Hannover geht auf das Jahr 1395 zurück. Damals wurden junge Leute zu Fastnachtsfeiern in das hannoversche Rathaus eingeladen, zu denen der Rat den "Schoduveln" Wein und Kohlen zum Heizen zur Verfügung stellte. Der "Schoduvel" ist eine der wenigen gut beschriebenen Brauchfiguren, die in damaliger Zeit überall in Norddeutschland zu finden war. Der "Umgang der Schoduvel", frei übersetzt als das "Schaulaufen des (Scheuch)Teufels" wird erstmals 1261 in Lübeck erwähnt.
  • Kirchliche und weltliche Obrigkeiten versuchten schon immer, mit mehr oder weniger Erfolg, die oft ausschweifenden Narreteien, die teilweise in wilde Gelage und Völlereien ausuferten, in den Griff zu bekommen. So findet man in der "Großen Stadtkündigung von 1534"  (eine der ältesten Zusammenfassungen des hannoverschen Stadtrechts) Vorschriften "vom Fastelabendt".

Karneval in Barock und Rokoko

  • Obwohl am Hofe stets ausgiebig "Venezianischer Karneval" gefeiert wurde, versuchte Herzog Ernst-August zu Braunschweig und Lüneburg die exzessiven Karnevalslustbarkeiten der Untertanen einzuschränken und erließ  schließlich am 26. Januar 1688 eine "Maskeradenordnung für die Stadt Hannover".
  • Im Barock und im Rokoko wurden vor allem auf Schlössern und an den Fürstenhöfen rauschende Karnevalsfeste gefeiert, welche sich stark an die italienische Commedia dell' Arte anlehnten. Hannover war auch hier für seine üppigen und überschwänglichen Festivitäten am Hofe bekannt und zog viele herrschaftliche Gäste von nah und fern in seine Mauern.
  • Aus dem Jahre 1710 gibt es einen Bericht über Ergötzlichkeiten der Karnevalszeit in Hannover. Der Frankfurter Patrizier, Zacharias Conrad von Uffenbach, schildert seinen Besuch bei einer Redoute (Kostüm- oder Maskenball) im hannoverschen Rathaus. (Hannoversche Presse vom 4./5. Feb. 1967).
  • Aus den Jahren 1725 und 1730 gibt es ebenfalls Berichte in der hannoverschen Stadtchronik über Karnevalsumzüge und -vergnügen in der Stadt. Und 1733 wird letztmalig, wie von Herzog Ernst-August eingeführt, der Karneval im venezianischen Stil gefeiert. (Hannoverschen Chronik / HAZ 4./5. Feb. 1961 / HAZ 10. Feb. 1970).

Straßenfastnacht im frühen 19. Jahrhundert

Während später in den Städten vermehrt Handwerkszünfte – und dort insbesondere die jungen Gesellen – die Fastnacht ausrichteten, übernahm im frühen 19. Jahrhundert das Bürgertum die Festveranstaltung. Das Bürgertum feierte zwar nach wie vor närrische Redouten, die Straßenfastnacht war aber nahezu ausgestorben. So wurde zur Wiederbelebung 1823 in Köln, 1824 bis 1827 in Trier, 1828 in Paderborn und 1833 in Münster eine neue Art der Straßenfastnacht begründet: der heutige Karneval.

Karneval in Hannover/Döhren

  • Am 15. Januar 1888 trafen sich 27 Männer im neuen katholischen Schulhaus (dem heutigen Pfarrhaus von St. Bernward) und gründeten den "St. Josephsverein Döhren". Bereits im Gründungsjahr traf man sich in der Gaststätte Brandes am Karnevalssonntag, 12. Februar 1888, zu einer Karnevalsveranstaltung.

Fastnacht anno 1908.

  • Am 27. Oktober 1920 traf sich eine Gruppe von Mitgliedern, die bereits in den vergangenen Jahren die Feste des Vereins verschönert hatten, und gründete die Theaterabteilung, wie ein Protokoll aus dieser Zeit belegt. Einige aus den Folgejahren stammende Fastnachtszeitungen untermauern das Wirken dieser Gruppe.
  • In den Jahren der NS-Herrschaft musste das öffentliche Wirken des Vereins eingestellt werden.
  • Am 9. Februar 1948 feierte man als erstes weltliches Vergnügen wieder Fastnacht – im "Döhrener Maschpark".
  • Gottfried Könen und Hans Grieß begannen im Jahre 1949 eine komplette Karnevalssitzung vorzubereiten. Dies war die Geburtsstunde der Funkenartillerie Blau-Weiß, Batterie Süd, Hannover-Döhren, deren erste Karnevalssitzung am 19. Februar 1950 unter dem Namen "Döhren Alaaf" stattfand.

Die weitere jüngste Geschichte des ältesten Karnevalsvereins Hannovers ist hier zu finden.