Gemeinsam gegen das Vergessen: Die Gedenkstätte Ahlem der Region Hannover hat mit dem Gymnasium Limmer eine verbindliche Zusammenarbeit beschlossen. In Zukunft werden regelmäßige Workshops in der Gedenkstätte Ahlem sowie eine schuljahresbegleitende Auseinandersetzung mit der Geschichte der ehemaligen israelitischen Gartenbauschule und der NS-Zeit in Ahlem fester Bestandteil des Unterrichts für die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums sein. Ein Vertrag soll nun die langfristig angelegte Kooperation zwischen der ehemaligen israelitischen Gartenbauschule und der allgemeinbildenden Schule besiegeln. Stellvertretend für die Gedenkstätte Ahlem unterzeichnete heute Stefanie Burmeister, Leiterin der Gedenkstätte Ahlem, mit Wencke Hedderich, Leiterin des Gymnasiums Limmer, die Abmachung.
Sechs Kooperationen
Regionspräsident Steffen Krach begrüßt es, dass nach der Sophienschule, der IGS Linden, der BBS Hannah Arendt, dem Gymnasium Helene-Lange-Schule sowie dem Johannes-Kepler-Gymnasium Garbsen nun die inzwischen sechste Kooperation zustande gekommen ist: „Es freut mich, dass immer mehr Schulklassen und junge Menschen die Gedenkstätte Ahlem als außerschulischen Lernort für Erinnerungskultur nutzen und zu einem festen Bestandteil des Unterrichts machen.“
„Dieser Vertrag ist ein wichtiges Signal für eine verbindliche und langfristige Zusammenarbeit der Gedenkstätte Ahlem mit dem Gymnasium Limmer“, betont Stefanie Burmeister. „Unser Kernanliegen – nämlich die pädagogische und nachhaltige Arbeit mit jungen Menschen – kommt damit einen großen Schritt voran. Wir hoffen auf noch viele weitere Kooperationen dieser Art mit hannoverschen Bildungseinrichtungen.“
Die Gedenkstätte Ahlem und das Gymnasium Limmer
sind nicht nur durch räumliche Nähe verbunden, sondern auch über Verfolgungsbiographien verknüpft. Ein Beispiel: Das Schwanenburgareal, auf dem heute die Schule steht, gehörte einst der jüdischen Familie Rüdenberg, die 1942 über Ahlem nach Theresienstadt deportiert worden war. Beide Orte sind also direkt aufeinanderfolgende Stationen im Verfolgungsschicksal von Margarethe und Max Rüdenberg. Und weil auf dem Gelände der Rüdenbergs das so genannte ‚Judenhaus Wunstorfer Str. 16 a‘ war, galt das noch für viele weitere Juden aus Hannover und Umgebung. „Es gibt also vielfältige räumliche und biographische Bezüge, die spannend sind“, berichtet Schulleiterin Wencke Hedderich. „Durch diese Bezüge können die Jugendlichen anhand von ganz persönlichen Geschichten lernen, wie sie heute und im eigenen Alltag auf Beispiele von Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus reagieren.“
Zu der Kooperation gehören unter anderem Workshops, zu denen die Gedenkstätte Ahlem die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Limmer einlädt. Die Schule will gemeinsam mit der Gedenkstätte Projektideen entwickeln und umsetzen, die den jungen Menschen ein hohes Maß an Partizipation ermöglichen.
Seit der Eröffnung der Gedenkstätte Ahlem im Juli 2014 besuchen im Schnitt etwa 16.000 Menschen pro Jahr die Räume der ehemaligen israelitischen Gartenbauschule an der Heisterbergallee. „Wir freuen uns, dass so viele Interessierte den Weg zu uns finden – und es werden immer mehr“, so Burmeister.