Medizinische Hochschule

Leukämieforschung und -Theraphie

Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule haben eine Form der akuten Leukämie charakterisiert. Zudem waren sie an einer Studie über Nutzen und Risiken von Stammzelltransplantation maßgeblich beteiligt.

Sabrina Klesse, Professor Dr. Arnold Ganser, Professor Dr. Michael Heuser und Privatdozentin Dr. Felicitas Thol (v.l.n.r.) an einem Gerät zur Analyse des Genoms.

Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben eine vor Kurzem entdeckte neue Blutkrebsart charakterisiert: Sie haben ihre genetischen Eigenschaften und ihren Ursprung beschrieben sowie herausgefunden, dass Patienten mit dieser Form der akuten Leukämie eine Stammzelltransplantation benötigen, um geheilt zu werden. Die Forschungsergebnisse veröffentlichte das Journal "Leukemia". Zudem waren die Experten maßgeblich an einer Studie beteiligt, die ein online-Rechensystem hervorgebracht hat, mit dem für jeden einzelnen Leukämiepatienten Nutzen und Risiken einer Stammzelltransplantation ermittelt werden können. Die Studie publizierte das Fachjournal "Nature Genetics".

Neue Form der akuten Leukämie

Das Team um Professor Dr. Michael Heuser, Privatdozentin Dr. Felicitas Thol und Sabrina Klesse fand heraus, dass bei Patienten mit der neuen Form des Blutkrebs' eine Chemotherapie nicht ausreicht. Sie benötigen zusätzlich eine Stammzelltransplantation. "Denn nach einer Chemotherapie verbleibt die Blutbildung im sogenannten CHIP-Stadium, aus dem sich mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder Blutkrebs entwickelt", erläutert Professor Heuser. Die Wissenschaftler arbeiten in der MHH-Klinik für Hämatologie, Hämostaseologie, Onkologie und Stammzelltransplantation, deren Direktor Professor Dr. Arnold Ganser ist.Bei der neuen Blutkrebsart handelt es sich um eine Form der akuten myeloischen Leukämie (AML), der die Forscher den Namen "AML mit lympho-myeloischer klonaler Hämatopoese" gegeben haben. Bei ihr sind nicht nur die Blutzellen, sondern auch T-Lymphozyten des Immunsystems von einer bestimmten Mutation betroffen. Schon vor einigen Jahren hatten die Wissenschaftler diese Mutation in AML-Patienten festgestellt und im "Journal of Clinical Oncology" publiziert. "Nun können wir besser verstehen, warum die Therapie dieser Patienten so schwierig ist", sagt PD Dr. Felicitas Thol.

Nutzen und Risiken einer Stammzelltransplantation

Die MHH-Forscher haben darüber hinaus zu einer weiteren Studie beitragen können, die in der Fachzeitschrift "Nature Genetics" publiziert worden ist. Darin entwickelten Wissenschaftler aus Cambridge und Ulm ein System, mit dem online Nutzen und Risiken einer Stammzelltransplantation für jeden einzelnen AML-Patienten errechnet werden können. "Diese Arbeit ist ein wichtiger weiterer Schritt auf dem Weg zur individualisierten Therapie", sagt Professor Ganser.

(Veröffentlicht am 17. Januar 2017)