Medizinische Hochschule

Forschungsprojekte erhalten Förderung

Forscher der Medizinischen Hochschule erhalten rund fünf Millionen Euro für die Leitung von zwei Projekten, die der besseren Versorgung von Patienten dienen.

Dr. Juliane Briest und Dr. Christian Sturm im Gespräch mit einer Patientin in der Klinik für Rehabilitationsmedizin

Großer Erfolg für die Medizinische Hochschule Hannover (MHH): Der Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) fördert zwei von Wissenschaftlern der MHH geleitete neue Forschungsprojekte zu neuen Versorgungsformen mit insgesamt rund fünf Millionen Euro: "RehaKompetenz" zur Rehabilitationsberatung und "Deliver Care", das sich Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen widmet. An den Vorhaben sind zahlreiche Partnerinstitutionen beteiligt. Darüber hinaus wirken MHH-Teams an drei vom G-BA jetzt geförderten, von anderen Institutionen geleiteten, Projekten als Partner mit.

Projekte zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung

Für Projekte zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung in Deutschland können mehrfach im Jahr Mittel aus dem Innovationsfonds des G-BA, dem höchsten Gremium der Selbstverwaltung des Gesundheitswesens Deutschlands, beantragt werden. Von 2016 bis 2019 stehen dafür jährlich 300 Millionen Euro zur Verfügung. Die MHH leitet nun insgesamt sieben vom Innovationsfonds geförderte Projekte und nimmt zudem an 14 Projekten als Partner teil.

RehaKompetenz – aufeinander abgestimmte Hilfe bei komplexen Gesundheitsstörungen

2,45 Millionen Euro erhält die von Professor Dr. Christoph Gutenbrunner geleitete MHH-Klinik für Rehabilitationsmedizin für das dreijährige Projekt „RehaKompetenz – Interdisziplinäre und individualisierte Rehaberatung bei drohender Versorgungslücke sowie bei persistierenden Teilhabestörungen“ (RehaKompetenz). Es startet am 1. Juli 2019 und dreht sich um die Rehabilitation von Menschen mit komplexen Gesundheitsstörungen.

Patienten mit komplexen Gesundheitsstörungen besser versorgen

Mit dem Projekt "RehaKompetenz"“ sollen Patienten mit komplexen Gesundheitsstörungen besser versorgt werden. Dies betrifft zum Beispiel Personen mit gravierenden Einschränkungen, die nach schweren Erkrankungen wie etwa einem Schlaganfall oder Krebs, einer Organtransplantation oder Amputation auch trotz einer Rehabilitationsmaßnahme nicht vollständig an der Gesellschaft teilhaben und die eigenen Ziele und Wünsche umsetzen können.

Fünf "RehaKompetenz"-Zentren geplant

Es werden sich fünf "RehaKompetenz"-Zentren etablieren – in Hannover, Bad Rothenfelde, Hamburg, Bad Bramstedt und Berlin. In diesen Zentren entwickeln interdisziplinäre Expertenteams für und mit jedem Patienten einen detaillierten Rehabilitationsplan. Die Teams setzen sich zusammen aus Fachärzten, Physio- und Ergotherapeuten, Psychologen sowie Mitarbeitern im Sozialdienst.

Deliver Care: Frühere und bessere Behandlung bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen

2,25 Millionen Euro bekommt die von Professor Dr. Reinhold E. Schmidt geleitete MHH-Klinik für Immunologie und Rheumatologie für ihr vierjähriges Projekt "Delegation und Vernetzung von chronisch-inflammatorischen Erkrankungen" (Deliver Care). Es startet am 1. Oktober 2019 und dreht sich um die Delegation ärztlicher Leistungen an Medizinische Fachangestellte.

Chronisch-entzündlichen Erkrankungen gewidmet

Das Projekt „Deliver Care“ widmet sich chronisch-entzündlichen Erkrankungen. Sie können den Bewegungsapparat wie bei der rheumatoiden Arthritis oder der Spondyloarthritis betreffen, aber auch das Verdauungssystem wie beispielsweise bei Morbus Crohn oder die Haut – etwa bei der Schuppenflechte. "Solche chronischen Erkrankungen haben eine bessere Prognose, wenn sie früh diagnostiziert und schnell durch eine wirksame und konsequente Therapie unter Kontrolle gebracht werden. Dazu sind im Anfangsstadium der Erkrankungen engmaschige Kontrolluntersuchungen notwendig. Diese sind derzeit angesichts des hohen zeitlichen Aufwands und der knappen ärztlichen Ressourcen nicht zu gewährleisten", sagt Professor Dr. Torsten Witte. Gemeinsam mit seiner Kollegin Dr. Kirsten Hoeper leitet er "Deliver Care", das sich diesem Problem widmet.

Medizinische Fachangestellte (MFA) weiterbilden

Die Projektidee: Medizinische Fachangestellte (MFA), oft auch noch "Arzthelferinnen" genannt, können nach einer strukturierten Weiterbildung delegierbare ärztliche Leistungen übernehmen – in den Fachbereichen Rheumatologie, Dermatologie und Gastroenterologie. Mit ihrer Hilfe sollen die Krankheitsverläufe besser kontrolliert werden können. Professor Witte sieht zahlreiche Vorteile: „Es werden nicht nur die Patienten zufriedener sein, sondern auch der Beruf der MFA wird vielseitiger und attraktiver werden. Hinzu kommt, dass die Ärzte mehr Zeit für die komplizierteren Fälle haben werden.“

Positive Erfahrungen

Die MFA wird die vom Arzt diagnostizierten Patienten in einer eigenen Sprechstunde unter klar definierten Rahmenbedingungen weiter betreuen. Dabei erkundigt sie sich zum Beispiel, ob ein Medikament gut vertragen wird oder sich Fragen zur Erkrankung oder Behandlung ergeben haben. Ihre Vorschläge bespricht der Facharzt anschließend mit dem Patienten. "Die Erfahrungen mit MFA-Sprechstunden in anderen Ländern sind durchweg positiv. Es zeigt sich dort zum Beispiel, dass Patienten sich bei der MFA eher trauen Fragen zu stellen, als beim Arzt", berichtet Dr. Hoeper.

(Veröffentlicht: 10. Dezember 2018)