Meinhardt Lemke - Hannover.de

Meinhardt Lemke

Meinhardt Lemke, 1955 (Leo Baeck Institute New York, Center for Jewish History).

Im Juli 2025 konnte die Stadtbibliothek Hannover ein Buch aus dem Eigentum von Meinhardt Lemke an seine Erb*innen zurückgeben.

Meinhardt Lemke wurde am 22. April 1904 als Sohn des Kaufmanns und Kantors der jüdischen Gemeinde Leopold Lemke und dessen Ehefrau Clara, geb. Held in Fordon geboren. Er wuchs in Tilsit und Königsberg in Ostpreußen auf. In Breslau und Berlin studierte er Deutsche Literatur, Philosophie und Kunstgeschichte. Früh wurde er schriftstellerisch tätig und veröffentlichte Gedichte und Erzählungen in Zeitungen und im Rundfunk. Ab 1932 arbeitete er als Hilfsbibliothekar an der Universitätsbibliothek Breslau, später war er im Archiv der Universität tätig. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurde er als Jude verfolgt und 1933 mutmaßlich aufgrund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ aus dem Dienst entlassen.

Er fand eine neue Anstellung an der Bibliothek der Synagogen-Gemeinde zu Breslau. Zugleich begann Meinhardt Lemke ein Studium der Jüdischen Geschichte und Judaistik am Jüdisch-Theologischen Seminar in Breslau. Im Zuge des Novemberpogroms 1938 wurden zahlreiche Lehrer und Studenten des Seminars in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt, darunter auch Meinhardt Lemke. Er erkrankte dort an einer offenen Lungentuberkulose. Nach fünfwöchiger Haft wurde er unter der Auflage entlassen, das Deutsche Reich zu verlassen.

Meinhardt Lemke gelang 1939 die Flucht nach Bolivien. Er lebte in La Paz und arbeitete unter anderem als Lehrer an der Jüdischen Schule Boliviens. Daneben engagierte er sich in der Jüdischen Gemeinde und in den Zusammenschlüssen der nach Bolivien geflohenen Deutschen. Um den Jahreswechsel 1944/1945 verließ Meinhardt Lemke Bolivien in Richtung der USA, wohin seine Mutter und seine Schwestern geflohen waren. Er lebte fortan in New York, wo er als Maschinist und Bürogehilfe tätig war. Zugleich veröffentlichte er weiterhin Gedichte in deutschsprachigen Zeitungen. Meinhardt Lemke starb am 12. März 1962 an den Folgen seiner Lungenkrankheit im Alter von 57 Jahren in New York.

Die Stadtbibliothek kaufte Meinhardt Lemkes Buch 1944 von dem Bonner Antiquariat Ludwig Röhrscheid. Mutmaßlich wurde es im Zuge von Lemkes Verhaftung 1938 beschlagnahmt und zusammen mit anderen Buchbeständen aus Breslau in das Reichssicherheitshauptamt nach Berlin gebracht. Von dort gelangte es wahrscheinlich auf den antiquarischen Markt.
Dem Wunsch der Erb*innen entsprechend hat ein Neffe Meinhardt Lemkes das Buch stellvertretend für die Familie übernommen. Wir danken Connie Walsh vom Holocaust Claims Processing Office in New York für die Unterstützung bei der Recherche.

Meinhardt Lemkes restituiertes Buch in der Provenienzdatenbank Looted Cultural Assets:
Voltaire: Geschichte Karls XII. Königs von Schweden. Zwickau: Schumann 1821.

 

Handschriftlicher Eintrag „Meinhardt Lemke / Breslau, d. 9.I.1936”. Ein Abgleich der Unterschrift mit eigenhändigen Autogrammen aus Meinhardt Lemkes Nachlass erbrachte den Beweis, dass er der rechtmäßige Eigentümer ist. (© StB Hannover)

 

 

 

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