Gesundheit

MHH implantiert seit 30 Jahren Defibrillatoren

Heute fast Routine, damals eine kleine Sensation: Vor 30 Jahren haben Ärzte der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) erstmals einem Patienten der Hochschule einen implantierbaren Defibrillator eingesetzt.

Patient Erhard H. hält die Defibrillatoren in den Händen, die er bereits im Körper hatte; neben ihm das OP-Team von 1990, Herzchirurg Professor Günter Frank (Zweiter von links) und Kardiologe Professor Helmut Klein (Zweiter von rechts). Professor Johann Bauersachs (rechts) leitet die MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie; Dr. Ludmilla Knigina (links) arbeitet in der MHH-Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie.

Das Gerät – fachsprachlich: implantierbarer Cardioverter/Defibrillator (ICD) – schützt seinen Träger laut MHH, indem es das Herz etwa bei lebensbedrohlichem Kammerflimmern durch elektrische Impulse oder Stromstöße in den normalen Rhythmus zurückbringt. Heute versorgen die Mitarbeiter der MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie sowie der MHH-Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie jedes Jahr rund 300 Patienten mit einem implantierbaren Defibrillator.

Gerät überwacht Aktivität des Herzens

"Zu schnellen lebensgefährlichen Rhythmusstörungen kann es kommen, wenn das Herzmuskelgewebe, beispielsweise als Folge eines größeren Herzinfarkts oder einer Herzmuskelentzündung, vernarbt ist", erklärt Johann Bauersachs, Direktor der MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie. Patienten, die mit diesem Risiko leben, kann ein implantierter Defibrillator helfen. Das Gerät überwacht und analysiert die elektrische Aktivität des Herzens. Tritt eine lebensbedrohliche Rhythmusstörung auf, löst es die Therapie aus.

Von Handflächen- zu Streichholzschachtelgröße

1984 und auch in den folgenden Jahren war das Einsetzen eines Defibrillators laut MHH noch mit einem großen chirurgischen Eingriff verbunden, bei dem der Brustkorb des Patienten geöffnet werden musste. Das Gerät bestand aus zwei großflächigen gitterartigen Elektroden, die außen auf die Herzoberfläche angebracht wurden und mit einem Generator verbunden waren. Der Generator wurde in der vorderen Bauchwand platziert – und war ungefähr so groß wie eine Handfläche.

Ohne größere Schnitte

Die heutigen sehr viel komplexeren Modelle haben laut MHH etwa die Größe einer Streichholzschachtel und werden ohne größere Schnitte unter dem linken Schlüsselbein implantiert. "Die Verbindung zum Herzen erfolgt über ein Elektrodenkabel, das der Chirurg über die Hohlvene durch den Vorhof in die rechte Herzkammer führt", sagt Axel Haverich, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie. Der Eingriff werde heute unter Lokalanästhesie durchgeführt, der Patient sei dabei bei Bewusstsein.

Erfinder der Therapie

Erfinder der Therapie war laut MHH Dr. Michel Mirowski, der 1978 auf einem Kongress in den USA erstmals die Funktion eines implantierbaren Defibrillators an einem Hund demonstrierte. 1980 implantierte er in Baltimore erfolgreich dem ersten Menschen ein solches Gerät.

Defibrillator Thema bei "Hannover Herz Messe"

Im Rahmen der "Hannover Herz Messe 2014" gibt es am Sonntag, 18. Mai 2014, einen Patiententag, zu dem der Förderverein Hannover Herz Messe alle Interessierten einlädt. Von 9 bis 14 Uhr erwartet die Besucher ein Programm mit zahlreichen Vorträgen und einer Ausstellung. Es geht unter anderem um Schlaganfall, Bluthochdruck, Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, Herzklappen-Erkrankungen – und den Defibrillator. In einer Patientengesprächsrunde haben die Besucher die Möglichkeit, den Herzspezialisten Fragen zu stellen. Der Eintritt zur "Hannover Herz Messe 2014" im Hannover Congress Centrum, Theodor-Heuss-Platz 1-3, ist frei.