Erfolg für den Wissenschaftsstandort Hannover: Das Clinical Research Center Hannover (CRC Hannover) ist auf dem Gelände des Fraunhofer-Instituts für Toxikologie und Experimentelle Medizin ITEM in Hannover offiziell eröffnet worden. Der Neubau hat 30 Millionen Euro gekostet, je zur Hälfte vom Land Niedersachsen und der Fraunhofer Gesellschaft getragen. Hinzu kommen acht Millionen Euro für die medizintechnische Ausstattung, die das Land über das Helmholtz-Zentrum finanziert hat.
Im 6000 Quadratmeter großen CRC bieten das Fraunhofer ITEM, die MHH und das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) mit Sitz in Braunschweig erstmals gebündelt ihre medizinische Expertise bei frühen klinischen Studien der Phasen I und IIa an. Hier kommen neue Arzneimittel und Medizinprodukte erstmals an Probanden und Patienten zum Einsatz, um die Wirkung und Nebenwirkungen auf den Menschen zu untersuchen. Die Ergebnisse der Studien sind entscheidend dafür, ob ein neues Medikament oder Medizinprodukt zugelassen wird oder nicht.
CRC ist bereits in Betrieb
Der Neubau ist in unmittelbarer Nähe zum Fraunhofer ITEM und zur MHH angesiedelt. Das Zentrum verfügt über einen Bereich für Voruntersuchungen und ambulante Studien sowie insgesamt 50 Überwachungs- und Übernachtungsbetten für die Probanden. Der Betrieb läuft bereits: Seit Juli testet hier das Fraunhofer ITEM ein neues Nasenspray gegen Heuschnupfen. Dabei kommt auch der Pollenraum des Instituts zum Einsatz. Die ITEM-Wissenschaftler forschen intensiv auf den Gebieten Atemwegserkrankungen wie Heuschnupfen, Asthma oder Raucherhusten.
"Nationale Kohorte": Langzeitstudie zu Volkskrankheiten
Das HZI hat seit Mai erste Teilnehmer der "Nationalen Kohorte" im CRC einquartiert. Deutschlands größte epidemiologische Bevölkerungsstudie soll Informationen liefern, um typischen Volkskrankheiten wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes, Demenz oder Infektionen besser vorzubeugen zu können, sie im Zweifelsfall früh zu erkennen und zu behandeln. "Das CRC ist ein gutes Beispiel für die enge Verzahnung der verschiedenen Forschungseinrichtungen in der Region: HZI, MHH und Fraunhofer ITEM forschen hier künftig gemeinsam im Dienste der Gesundheit", sagte Prof. Dr. Dirk Heinz, wissenschaftlicher Geschäftsführer des HZI. Zusätzlich untersuchen die Forscher des HZI in Studien am CRC Infektionskrankheiten und Störungen des Immunsystems.
Forschungsaktivitäten der MHH
"Die MHH startet im CRC mit einer vom Institut für Klinische Pharmakologie initiierten Studie, die darauf abzielt, die Wirkung eines neuartigen Diabetesmedikaments auf die Herzfunktion zu untersuchen. Weitere klinische Prüfungen in enger Kooperation mit der Klinik für Augenheilkunde sowie Studien in den frühen Entwicklungsphasen I und II gemeinsam mit der Klinik für Neurologie sowie der Klinik für Immunologie und Rheumatologie stehen unmittelbar vor ihrer Initiierung", sagt Prof. Dr. Christoph Schindler, der für die MHH als Nutzungsbereichskoordinator im CRC arbeitet.
Moderne Biobank
Zudem soll im CRC unter Federführung der MHH auf 400 Quadratmetern eine der modernsten Biobanken Deutschlands entstehen. Hier werden Biomaterialien von Patienten und Probanden gelagert – unter hohen Qualitäts- und Sicherheitsstandards, wie die einzelnen Forschungseinrichtungen betonen. Auf weiteren 500 Quadratmetern soll in dem Neubau – ebenfalls unter Federführung der MHH – ein Zentrum für Bildgebung aufgebaut werden. Ein erster Kernspintomograph ist bereits seit April in Betrieb, und weitere Geräte sollen folgen.