Integration

Junge Flüchtlinge starten ins Berufsleben

Die Region Hannover fördert das Projekt „Fit für die Ausbildung“.

Sie sind fit für die Ausbildung: die Praktikanten Segvan Othman (v. l.), Najib Aziouti und Mirkhan Hno Shepo mit Claudia Köhler vom BNW, Ulf-Birger Franz, Wirtschaftsdezernent der Region Hannover, und Fritz Kelle, Personalleiter der VSM AG.

Berufe kennenlernen und langfristig eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt erhalten: Das regionale Projekt „Fit für die Ausbildung“ vom Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft und dem hannoverschen Unternehmensverbund Zukunft Inc. ebnet jungen Flüchtlingen den Weg in eine Berufsausbildung. Zum Einstieg absolvieren 13 ausgewählte Kandidaten ab heute (21. April) ein Praktikum bei verschiedenen Betrieben in der Region. Zuvor schlossen sie einen dreimonatigen Deutschkurs ab. Die Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung der Region Hannover unterstützt die Initiative.

Aktuell sind acht Unternehmen aus der Region Hannover Teil des Verbunds Zukunft Inc. Im Rahmen des Projekts „Fit für die Ausbildung“ bieten KIND Hörgeräte, die Arnold Jäger Holding mit Artemis, Sennheiser, Hüttenes Albertus, die VSM AG, Wagner Brandschutz und Bahlsen Ausbildungsplätze zum Industriekaufmann, Fachlageristen, Maschinen- und Anlagenführer, Industriemechaniker oder Chemikanten für 13 Praktikanten im Alter von 20 bis 25 Jahren an. „Als einer der ersten Unternehmensverbände in der Region bieten wir jungen Flüchtlingen eine dauerhafte berufliche Perspektive“, sagt Fritz Kelle, Vorsitzender des Verbunds Zukunft Inc. und Personalleiter der VSM AG. Langfristig könne das Potenzial der Flüchtlinge dem Fachkräftemangel entgegenwirken, so Kelle. Dabei seien bürokratische Hindernisse die größte Herausforderung für die Unternehmen, sagt Alexander Walter, Personalleiter der Artemis GmbH. „Um den jungen Menschen langfristig eine Perspektive geben zu können, brauchen wir vor allem Rechtssicherheit.“

Segvan Othman beginnt ein Praktikum als Industriekaufmann bei der VSM AG

Ulf-Birger Franz, Wirtschaftsdezernent der Region Hannover, lobt das Engagement des Unternehmensverbunds: „Die berufliche Integration junger Flüchtlinge ist eine der interessantesten Aufgaben der nächsten Jahre. Die große Motivation der jungen Leute macht mich dabei ebenso zuversichtlich wie die Offenheit vieler Betriebe.“

Während der dreimonatigen Praktika lernen die Flüchtlinge betriebliche Anforderungen und Abläufe sowie den angestrebten Ausbildungsberuf kennen. „Die Praktika dienen der Orientierung und helfen gleichzeitig, sich mit der deutschen Unternehmens- und Ausbildungskultur vertraut zu machen“, sagt Claudia Köhler, Projektleiterin vom Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft (BNW). „Wir betreuen die Flüchtlinge außerdem pädagogisch und stehen ihnen bei Fragen oder Problemen jederzeit zur Seite.“

Ausbilder Jens Block von der VSM AG zeigt Praktikant Najib Aziouti, wie Schleifpapier geprüft wird.

Das Projekt „Fit für die Ausbildung“ besteht bereits seit 2011. Zunächst lag der Fokus auf benachteiligten Jugendlichen – innerhalb des Netzwerks haben sich Unternehmen um die Förderung junger Fachkräfte mit schlechtem oder keinem Schulabschluss bemüht. Nach vier erfolgreichen Jahren wurde die Zielgruppe ausgeweitet: in diesem Jahr liegt der Fokus darauf, jungen Flüchtlingen die Chance auf eine Perspektive in Deutschland zu geben. Dafür wurden zunächst 50 geeignete Kandidatinnen und Kandidaten vom BNW ausgewählt. In einem Assessmentcenter wurden die Kompetenzen und Motivation der Flüchtlinge abgefragt und ausgewertet. Auf die potenziellen Praktika- und Ausbildungsbetriebe trafen rund 30 ausgewählte Flüchtlinge bei einem „Speed-Dating“. Im Anschluss nahmen die Unternehmen die Auswahl der Praktikanten vor. Seit Januar dieses Jahres laufen spezielle Deutschkurse, bei denen neben allgemeinen Sprachkenntnissen auch gezielt Inhalte der Praktika vermittelt werden. Jetzt ist der Tag der Wahrheit für die jungen Menschen gekommen, denn sie starten heute (21. April) ihr Praktikum beim jeweiligen Unternehmen.

Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf rund 63.000 Euro. Die Region Hannover beteiligt sich mit Fördermitteln in Höhe von 25.000 Euro, die restlichen Kosten sowie Praktika- und Ausbildungsvergütungen tragen die beteiligten Unternehmen.

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