Was wir gelernt haben

Umfrage "Wohnungslosigkeit": Betroffene sowie Menschen mit Wohnsitz wünschen sich Unterstützung für Wohnungslose

Die Bedürfnisse wohnungsloser Menschen sind vielfältig. Und die Gesamtbevölkerung nimmt das Thema Wohnungslosigkeit auf vielfältige Weise in Hannover wahr. Eine Online-Umfrage "Wohnungslosigkeit" als Baustein des Innenstadtdialogs hat diese Aspekte in den Fokus genommen. Sowohl wohnungslose Menschen selbst, als auch jene mit einem festen Wohnsitz schreiben Unterstützung bei Wohnungslosigkeit einen hohen Stellenwert zu.

Abbildung 3.

Bei der Wohnungssuche wünschen sich viele von Wohnungslosigkeit betroffene Menschen Hilfestellung. So hätten jeweils zwei Drittel der wohnungslosen Befragten gerne Unterstützung durch "jemanden, der sucht" oder "jemanden, der begleitet". Auch "sprachliche Hilfen" bei der Suche sind bei fast einem Viertel erwünscht. Eine eigenen Wohnung wäre für 73 Prozent der wohnungslosen Antwortenden eine Hilfe. Es wurden aber auch Soziale Arbeit, medizinische Versorgung, Unterkünfte mit Einzelzimmer, sowie Information und Beratung, Essensausgaben/Tafeln, und Sucht- oder Psychotherapieplätze als wichtige Hilfestellungen in ihrer aktuellen Situation benannt (vgl. Abbildung 3).

Die Antworten geben einen Hinweis darauf, an welchen Stellen die dringendsten Bedarfe bestehen und welche Maßnahmen für die Betroffenen die größte Unterstützung wären. Oberbürgermeister Belit Onay unterstreicht: "Die Ergebnisse machen deutlich, dass die neueren Angebote, beispielsweise Housing-First-Projekte, das Modellprojekt Plan B OK und Straßensozialarbeit speziell für Frauen, in die richtige Richtung gehen. Gleichzeitig wird aber auch der Handlungsbedarf sichtbar, etwa beim Thema 'Mehrsprachigkeit' von Beratungs- und Unterstützungsangeboten."

Abbildung 4.

Auch nicht davon betroffene Menschen nehmen Wohnungslosigkeit in der Landeshauptstadt wahr. Für nahezu alle Befragten ist das Thema präsent, sei es im Stadtbild, durch Kenntnis der Orte für Hilfsangebote oder über die Medienberichterstattung.
Fast 70 Prozent der Befragten mit festem Wohnsitz finden es dabei "sehr wichtig", dass es in Hannover Unterstützung und Hilfe für wohnungslose Menschen gibt. Weiteren knappen 16 Prozent sind solche Angebote "wichtig" (vgl. Abbildung 4).

Abbildung 5.

Zudem ist von den Antwortenden jede*r Sechste bereits ehrenamtlich in der Wohnungshilfe aktiv und gut ein Viertel kann es sich vorstellen, sich ehrenamtlich in diesem Bereich zu engagieren (vgl. Abbildung 5).

Es wird deutlich, dass Wohnungslosigkeit für die gesamte Stadtgesellschaft von Bedeutung ist und dass die Unterstützung wohnungsloser Mitbürger*innen durch unterschiedliche Hilfsangebote auch im Interesse vieler nicht-Betroffener aus der Stadtbevölkerung liegt.

Weitere Erkenntnisse: Übernachtungsplätze und Probleme bei der Wohnungssuche

Abbildung 2.

Rund 27 Prozent der Befragten ohne festen Wohnsitz suchen nachts eine Notunterkunft auf. Jeweils rund ein Viertel gibt an, sich "irgendwo draußen" aufzuhalten oder in einer "festen Unterkunft für wohnungslose Menschen“. Knapp 15 Prozent übernachten bei „Freunden oder Bekannten" oder möchten zu ihrem nächtlichen Aufenthaltsort keine Angabe machen (vgl. Abbildung 2).

Fast drei Viertel (73 Prozent) der wohnungslosen Befragten suchen eine Wohnung. Die häufigsten Probleme bei der Wohnungssuche waren der Preis ("zu teuer"), Schulden- oder Schufa-Einträge oder auch "das schaffe ich nicht alleine" (jeweils über 40 Prozent der Nennungen, Mehrfachnennungen möglich). Für über ein Drittel war ein weiteres Problem bei der Suche "Vermieter wollen mich nicht" (vgl. Abbildung 1).

Diese Antworten verdeutlichen, dass vorhandene Angebote wie Not- oder feste Unterkünfte genutzt werden – aber nur von einem Teil der Betroffenen. Des Weiteren unterstreichen die Angaben abermals, dass Unterstützung auf dem Weg zurück zu einer eigenen Wohnung von vielen benötigt wird. Das spricht für Projekte nach dem Housing-First-Prinzip (eine Wohnung ohne Vorbedingungen kombiniert mit Beratung und Betreuung), wie sie beispielsweise mit Plan B – OK und dem Housing-First-Projekt in Vahrenwald auch in Hannover eingeführt werden.

Abbildung 1.

Ziel der Umfrage war, eine differenziertere Einschätzung davon zu bekommen, welche Bedürfnisse die Menschen haben und wie das Thema "Wohnungslosigkeit" in der Gesamtbevölkerung wahrgenommen wird. Die abgefragten Haltungen und Einschätzungen und damit gewonnenen Erkenntnisse ermöglichen ein besseres Verständnis der aktuellen Situation und passgenauere Gestaltung von Maßnahmen. „Besonders hervorzuheben ist die große Beteiligung von persönlich betroffenen Menschen. Dies ermöglicht uns an den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtete Angebote zu entwickeln", betont Belit Onay.

Eckdaten der Umfrage

Sowohl Menschen mit festem Wohnsitz, als auch explizit wohnungslose Menschen waren aufgefordert, an der Befragung teilzunehmen, die am 19. April dieses Jahres startete. Insgesamt knapp 1.400 Menschen haben an der Umfrage teilgenommen und Einblicke in ihre Wahrnehmung von Wohnungslosigkeit in Hannover gewährt. Von diesen knapp 1.400 Menschen hatten zu dem Zeitpunkt der Befragung über 300 der Teilnehmenden selbst keinen festen Wohnsitz.

Unterstützt wurden Menschen ohne festen Wohnsitz bei der Teilnahme durch 16 Interviewer*innen, die eine Woche lang im Stadtgebiet an 20 Standorten unterwegs waren. Sie waren mit Tablets ausgestattet, sodass auch diejenigen ohne Smartphone oder Internetzugang die Umfrage ausfüllen konnten. Die Gruppe der Interviewer*innen setzte sich zusammen aus Mitarbeitenden der Stadtverwaltung, der (Straßen-)Sozialarbeit, des Integrationsmanagements, der Koordinierungsstelle sowie Ehrenamtlichen. Sie konnten auf verschiedenen Sprachen unterstützen und so auch Polnisch, Russisch, Rumänisch, Bulgarisch, Englisch und Spanisch sprechenden wohnungslosen Menschen die Teilnahme ermöglichen.

Insgesamt haben 1.030 Personen mit festem Wohnsitz und 331 Personen ohne festen Wohnsitz teilgenommen. Unter den wohnungslosen Menschen waren 211 Männer, 59 Frauen und vier diverse Menschen. Ein Großteil dieser Gruppe war zwischen 35 und 54 Jahren alt. Es handelte sich überwiegend um alleinlebende Männer, aber auch um Paare oder Familien mit minderjährigen Kindern.

Unter den 1.030 Teilnehmenden mit festem Wohnsitz waren vorwiegend Frauen im Alter von 25 bis 64 Jahren. Drei Viertel der Befragten wohnen in Hannover (überwiegend Linden, Südstadt und List) und knapp ein Fünftel wohnt in einer anderen Kommune der Region.
Die Online-Umfrage „Wohnungslosigkeit“ war ein wichtiges Beteiligungsangebot für die Öffentlichkeit, mithilfe dessen vorhandenes Wissen und Erkenntnisse ergänzt werden konnten. Zusammen mit einem Bürger*innenpanel, das im Juli zu dem gleichen Thema stattfinden wird, sind die vollständigen Ergebnisse der Online-Umfrage Teil einer Gesamtauswertung, die im Herbst den Ratsgremien vorgelegt wird.

Abbildungen im Überblick

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