Integrationsfonds

Summer School erfolgreich abgeschlossen!

Deutsch-Intensivkurs für geflüchtete Jugendliche mit Schwerpunkt Demokratie.

In Planspielen wurden die Teilnehmer/innen kreativ.

Einprägsame Sätze zum Auswendiglernen wie Grußfloskeln lernt man in nahezu jedem Einstiegs-Deutschkurs für Nicht-Muttersprachler. Doch erst durch tägliche Praxis verbessert man sich darin, frei zu formulieren und den eigenen Standpunkt in Diskussionen zu artikulieren. In einem zweiwöchigen Intensivkurs (durchgeführt von Ikja e.V.) übten sich 14 Jugendliche von 15 bis 20 Jahren aus Afghanistan, dem Irak, Syrien, Usbekistan und der Elfenbeinküste nicht nur in ihren Sprachfertigkeiten. Sondern sie erarbeiteten auch selbst Standpunkte zu Freiheit, Menschrechten und Demokratie durch eine ausbalancierte Mischung aus Input und Diskussion.

DIe Teilnehmer/innen diskutierten auf hohem Niveau.

In dem abwechslungsreichen Programm setzten sich die Teilnehmenden in einem gemütlichen Gartenhaus der Waldorfschule am Maschsee mit verschiedenen Wertesystemen auseinander und brachten ihre Erfahrungen aus ihren Herkunftsländern in die Diskussionen ein. Das Interesse an Demokratie und Freiheit war besonders groß – schließlich war der Wunsch danach ein Grund, der sie nach Deutschland getrieben hat. In der Summer School erfuhren sie, welche Rechte sie haben und wie sie diese in Anspruch nehmen können. Dazu wurden unter anderem auch fachkundige Referent/innen eingeladen, die ihnen konkrete Wege aufzeigten, sich zum Beispiel gegen Diskriminierungen zu wehren.

Zaina (20) aus Irak (l. im Bild)

Nach einem Vortrag zum Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz von Birgit Steckelberg (Antidiskriminierungsstelle der Landeshauptstadt Hannover), zeigte sich Zaina (20) begeistert. Im Irak gehörte sie als Jesidin zu einer massiv diskriminierten Minderheit. „Religionsfreiheit und Diskriminierungsschutz gab es nicht. Vor dem Kurs wusste ich nicht, dass der Gleichbehandlungsanspruch hier gesetzlich verankert ist – eine Umstellung, an die ich mich gerne gewöhne.“ Das Bewusstmachen der neu gewonnenen Freiheit und der untrennbar mit ihr verbundenen Verantwortung war auch das Ziel von Nelly Hagen (Ikja e.V.), als sie die Summerschool konzipierte.

Spaß muss auch sein. Zum Kennenlernen fuhren die Jugendlichen Tretboot auf dem Maschsee.

Die Deutschlehrerin hat durch ihr ehrenamtliches Engagement viel Kontakt zu Flüchtlingen und hat auch selbst eine Patenschaft für einen Jugendlichen aus der Elfenbeinküste übernommen. Durch ihre Arbeit kennt sie die Orientierungsschwierigkeiten der geflüchteten Jugendlichen genau und hat mit der Summerschool ein Vakuum gefüllt. Offiziell zertifizierte Deutschkurse haben in der Regel strikte Richtlinien und die Vermittlung der demokratischer Werte bleibt vielfach auf der Strecke. Deshalb hat Hagen Lehrmaterialien für geflüchtete junge Menschen entwickelt, anhand derer sie sich in ganzheitlicher und kreativer Weise mit ihren Weltbildern und demokratischen Werten auseinandersetzen können. „Durch Frontalunterricht ist es schwierig, jemandem demokratische Spielregeln zu vermitteln. Wir möchten die Jugendlichen dazu anregen, ‚aus dem Inneren‘ eine demokratische Haltung zu entwickeln, die die Basis für echte Begegnung und ein friedliches Miteinander ist. Und das üben und erfahren wir miteinander.“

Ihre Rechnung ging auf, denn die Jugendlichen betonten immer wieder, dass die Grenze der eigenen Freiheit die Freiheit der anderen ist und der Schutz der Freiheit mit individueller Verantwortung einherginge. Dies lebten sie auch vor, denn in der bunt zusammengewürfelten Gruppe wurde stets auf Augenhöhe diskutiert. Die eigene Meinung frei äußern zu können, ohne deshalb angefeindet zu werden, war für viele neu und wurde während enthusiastischer Diskussionen in vollen Zügen genossen.

Abid (18) aus Afghanistan.

Abid (18) aus Afghanistan zog der Lerneifer in den Kurs. Der BBS-Schüler wollte sich in den Sommerferien weiterbilden und vor allem die hiesige Kultur verstehen. „Mein Deutsch ist durch den Kurs viel besser geworden, aber neben der Sprache gibt es noch viel zu lernen. Ich möchte möglichst schnell auf eigenen Beinen stehen und dazu muss man verstehen, wie Staat und Gesellschaft funktionieren. In der Summerschool wurde alles verständlich erklärt und man konnte direkt nachfragen. Das ist in den Sprachlernklassen wegen der Gruppengröße kaum möglich. Ich konnte eine Menge mitnehmen – nicht nur von den Lehrerinnen, sondern auch von den anderen Teilnehmenden.“

Die Summer School wurde gefördert aus Mitteln des Integrationsfonds der Landeshauptstadt Hannover, die Entwicklung der Lernmaterialien durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“.