Ramadan-Empfang

Weltweite Solidarität und Empathie als Bedingung für soziale Gerechtigkeit

Prof. El Mallouki (Universität Osnabrück) sah in der Fähigkeit zum Idealismus den Weg zur Lösung globaler Probleme.

Bürgermeisterin Regine Kramarek beim Grußwort

Wie jedes Jahr lud die Stadt die muslimischen Gemeinden zu einem Empfang ins Rathaus ein, nachdem der Fastenmonat Ramadan beendet war. Bürgermeisterin Regine Kramarek begrüßte die Anwesenden und betonte in ihrer Rede, dass die interreligiöse Verständigung in Hannover hoch auf der Agenda stehe. Mit dem Lokalen Integrationsplan (LIP) habe die Stadt sich die Stadt schon vor elf Jahren auf die Fahnen geschrieben, das gleichberechtigte Miteinander in allen gesellschaftlichen Bereichen zu fördern. Aktuell werde der LIP gründlich überarbeitet, damit die Stadt auch für neue Herausforderungen gewappnet sei.

Zwar sei die Anerkennung der Menschenwürde und Religionsfreiheit für die meisten selbstverständlich, doch werde durch manche Kräfte versucht, diesen Konsens zu kippen. Dass bundesweit zunehmend gezielte Angriffe auf Moscheen und Muslime stattfänden, sei nicht nur alarmierend, sondern auch beschämend. Es sei einer Demokratie nicht würdig, beim Austragen von Differenzen und Konflikten die Rechte und die Würde Anderer zu verletzen.

Prof. Dr. Habib El Mallouki (Universität Osnabrück)

Für die muslimischen Gemeinschaften sprach Prof. Dr. Habib El Mallouki, der Islamische Literatur und Arabistik an der Universität Osnabrück lehrt. Für Muslime sei der Ramadan nicht einfach nur ein Fastenmonat, sondern eine Phase der Besinnung und religiösen Aufrichtigkeit. Durch den zeitweiligen Verzicht auf die Befriedigung körperlicher Bedürfnisse stärke man nicht nur das Verhältnis zum eigenen Körper, sondern man lerne auch, Maß zu halten und sei weniger empfänglich für gesellschaftszerstörerische Laster wie Gier und Gigantomanie.

In dieser Fähigkeit zur moralischen Integrität sah der Theologe den Schlüssel für die notwendige Bewußtseinswende hin zu echter Nachhaltigkeit und zur Überwindung sozialer Ungerechtigkeit. Wer sich nicht allein auf einer abstrakten Ebene mit dem Islam beschäftige, könne viel aus seinen Idealen lernen und finde Antworten auf viele Fragen. Die weltweite Solidarität und Empathie, die nicht nur zwischen muslimischen Gemeinden im Ramadan, sondern auch im interreligiösen Dialog erkennbar sei, habe das Potenzial, einen „Formwandel des Bewusstseins“ herbeizuführen. Dieser sei zwingend notwendig, um ein friedliches Miteinander zu erreichen und globale Probleme wie Klimakatastrophe und Ressourcenarmut zu lösen. Empathie und Nächstenliebe seien kein Alleinstellungsmerkmal des Islam, sondern Handlungsdirektiven in vielen verschiedenen Weltanschauungen. Nur mit einer weltweiten Solidarität könne die Menschheit ihr Überleben sichern und wahrhaft nachhaltige Lösungen entwickeln.

Bürgermeisterin Regine Kramarek (l.) undProf. Dr. Habib El Mallouki (Institut für Islamische Theologie der Universität Osnabrück)

Nach der Rede überreichte die Bürgermeisterin Prof. El Mallouki eine Leibniz-Büste als Präsent. Anschließend bat sie die Gäste zum Gespräch am Buffet. Die Gäste aus den verschiedenen Gemeinden nutzen die Gelegenheit, sich nicht nur untereinander, sondern auch mit der Verwaltung und Politiker*innen des Internationalen Ausschusses auszutauschen.