Ein Team der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat Studien zur Zulassung neuer Medikamente zur Behandlung von chronische Hepatitis C geleitet. Die in den Studien getesteten neuen Wirkstoffe verändern die Therapie von chronischer Hepatitis C enorm: Sie ermöglichen, dass künftig fast alle Patienten, die diese Medikamente bekommen, von dieser Virusinfektion geheilt werden können - sogar, wenn sie die am schwierigsten zu behandelnde Hepatitis C-Form haben. "Die Therapien entwickeln sich mit atemberaubender Geschwindigkeit. Es handelt sich bei Hepatitis C nun um die erste chronische Virusinfektion, die heilbar ist. Dies ist eine unglaublich seltene Erfolgsgeschichte, sie wird die Medizin verändern", sagt Professor Dr. Michael Manns, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der MHH, der mit seinem Team die Studien geleitet hat.
Anders als bei den bisher üblichen Therapien, die aus einer Kombination mehrerer Wirkstoffe bestehen, oft bis zu einem Jahr dauern und häufig starke Nebenwirkungen zur Folge haben, reduziert die neue Behandlungsmethode die Behandlungsdauer erheblich und hat wesentlicher weniger Nebenwirkungen zur Folge. Ein weiterer Vorteil ist, dass die neue Therapie nicht wie bisher aus Spritzen sondern aus Tabletten besteht und deutlich wirksamer ist. Durch die neue Methode können jetzt 90 Prozent und mehr Patienten von den Viren befreit werden.
Weitere Medikamente werden voraussichtlich noch in diesem Jahr zugelassen. Sie müssen miteinander kombiniert beziehungsweise gemeinsam mit den traditionellen Wirkstoffen verabreicht werden können. "Die Kombination der Wirkstoffe hat auch den Vorteil, dass sich kaum Resistenzen herausbilden, weil die Wirkstoffe an unterschiedlichen Schaltstellen des viralen Lebenszyklus angreifen", beschreibt Professor Manns. Auch im Jahr 2015 sind weitere Zulassungen für Therapien geplant, die ohne die bisher verwendeten Medikamente auskommen und so kaum noch Nebenwirkungen haben sollen.
Die neuen Therapieoptionen werden sich auch auf Transplantationen auswirken: "Heutzutage geschieht jede vierte bis fünfte Lebertransplantation der westlichen Welt wegen einer Hepatitis C-Virusinfektion bedingten Lebererkrankung. Mit Hilfe der neuen Therapien wird es in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren möglich sein, Lebertransplantationen deutlich zu reduzieren", sagt Professor Manns.
Hepatitis C ist eine vom Hepatitis C-Virus verursachte Infektion, die sehr häufig chronisch wird und dann zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen kann. Das Virus wird durch Blut übertragen, eine Impfung ist bisher nicht möglich. Weltweit sind 130 bis 180 Millionen Menschen mit Hepatitis C infiziert, in Deutschland 400.000 bis 500.000. Das Hepatits C-Virus wurde vor 25 Jahren entdeckt.
Die MHH-Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie mit ihrer Hepatitis-Studienambulanz und ihren Forschungslabors ist Teil des Deutschen Zentrums für Infektionskrankheiten (DZIF). Die Geschäftsstelle der deutschen Leberstiftung mit Sitz an der MHH in Hannover ist Partner des DZIF und stellt mit seinem Hep-Net Study House die Plattform für klinische Studien des DZIF.
Die Ergebnisse der Studien sind in der Fachzeitschrift "The Lancet Infectious Diseases" veröffentlicht worden.